Design revolutionieren? Revolution designen!
Das UNCOVER Designfest in Mannheim versteht sich als Plattform interdisziplinärer Begegnungen. 2018 widmete sich dieser kreative Austausch dem Leitthema der Revolution. Als Kurator engagierte sich Simon Daubermann dafür, dass das Revolutionsmotiv den Konferenzrahmen nicht nur auf der inhaltlichen, sondern auch auf der programmatischen Ebene geprägt hat.
Schon die Festivallocation versinnbildlicht die Revolution: die biomorphe Architektur bricht Anfang des 20. Jahrhunderts mit der zeitgenössischen Stilistik. Die Holzgitterschale der Mannheimer Multihalle entstammt dem Geist eines der Urväter dieses architektonischen Aufruhrs, Frei Otto. Drei Jahre nach dessen Tod lebt der revolutionäre Geist in und unter seinem Werk weiter. Denn zehn Tage lang behandelte das UNCOVER Designfest in der Multihalle vor allem zwei Fragestellungen aus der Feder von Designtheoretiker Joachim Kobuss: Was müssen Designer tun, um sich durch ihre Arbeit von der eigenen Unmündigkeit, von gesellschaftlichen Festlegungen, überholten Traditionen und aufgezwungenen Weltanschauungen zu emanzipieren? Und: Sind Designer in der Lage, sich sowohl von den äußeren (ökonomischen und politischen) Zwängen und ihrer inneren Zerrissenheit selbst zu befreien?
Als Festivalkurator war es an Simon Daubermann, die Suche nach den Antworten auf diese Fragen in einen programmatischen Rahmen zu fassen. Besonders wichtig war ihm dabei, auch einen erweiterten Designbegriff in der Diskussion einzuführen um die Grenzen des klassischen Disziplindenkens bewusst aufzulösen. Dabei prägte vor allem auch der aus der Architektur entlehnte Konzept des Social Designs die Diskussion, also der Gedanke, den Mensch in den Mittelpunkt des Entstehungsprozess zu setzen. Manifestiert hat sich Social Design, abseits der Architektur, vor allem auch in digitalen Konzepten wie der User Experience. Die Teilnehmer der Uncover-Conference trugen diese Idee jedoch noch deutlich weiter und debattierten im Laufe des Festivals beispielsweise Design- und Gestaltungsmöglichkeiten im Kontext von künstlicher Intelligenz, Stadtentwicklung oder gesellschaftlichen Strukturen. Auch die Beiträge des UNCOVER Designpreises widmeten sich dem Thema Social Design und waren Rahmen der Ausstellung FORMSCHAU zu sehen.
Eine weitere Perspektive eröffnete Keynote-Speaker Prof. Dr. Friedrich von Borries: "Entwerfen als Gegenteil zum Unterwerfen" verdeutlicht auf dramatische Weise, welche Verantwortung Designern im Kontext der gesellschaftlichen (R)Evolution zukommt. Ein Gedanke, der im Verlauf anderer Programmhighlights – etwa der ganztägigen UNCOVER-Konferenz – immer wieder bewusst zu Tage trat.